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Geruchstrigger bei Trauma

Die duftende Fülle meiner Kindheit

Heute schreibe ich einen Blog im Rahmen einer Blogparade von der wundervollen Aromatherapeutin, Andrea Beerbaum. Sie hat diese Blogparade ins Leben gerufen, um über den Duft der Kindheit zu schreiben und zu reflektieren. Ich mache da gerne mit und möchte damit auch Dich, liebe Frau, inspirieren, den Düften Deiner Kindheit auf die Spur zu kommen.

 

Wenn ich über einen bestimmten Duft meiner Kindheit nachdenke, kommen mir sofort Wildrosen in den Sinn. Als Kind war ich sehr oft bei meinen Großeltern an der Nordsee. Dort, in St. Peter Ording, säumen unzählige Wildrosen die Wege am Deich entlang.

 

Meine Oma liebte den Duft der pinken Pracht und musste immer im Vorbeigehen daran riechen. Als Kind fand ich es schön, wenn Oma sich die Wildrosenblüten in die Haare steckte und sich an ihnen erfreute. Pure Fülle verkörperte das für mich.

 

Insgesamt verbinde ich meine Großeltern väterlicherseits mit purer Fülle. Sie waren finanziell sehr gut gestellt und waren großzügig allen Kindern und Enkelkindern gegenüber. Es gab immer reiche Geschenke, feines Essen und eine riesige Kiste mit den leckersten Naschereien im Keller. Sie hatten ein großes Haus mit einem schönen Garten voller Blumenfülle. Mein Opa fuhr ein großes Auto und hatte beruflich einen Chauffeur, der ihn fuhr, wenn er irgendwo hinmusste. Ich erinnere mich sogar noch an seinen Namen.

 

Einen großen Teil meiner Fülle-Selbstverständlichkeit verdanke ich meinen Großeltern. Auch wenn sie selbst es  in Kriegszeiten alles andere als leicht und nicht von Anfang an in Fülle gelebt hatten, so habe ich doch in meiner Kindheit meine Großeltern mit Fülle in Verbindung gebracht. Getragen von dem Duft der Wildrosen.

 

Wie passend, dass in meinem Teehausgarten ein Wildrosenbusch wächst!

Foto: Dinah-Ann Lendzian
Foto: Dinah-Ann Lendzian

Geruchstrigger bei Trauma erkennen

Und genau so, wie ich den Duft von Wildrosen mit absoluter Fülle assoziiere, assoziiere ich den Geruch von verbranntem Haar mit Schock, Trauma und Schmerz.

 

Als 13jähirge stand ich neben dem Grill, in den der damalige Partner meiner Mutter, Spiritus kippte. Ich fing Feuer, verbrannte am Kopf. Meine Haare versengten, meine Augenbrauen fingen Feuer und meine Haut im Gesicht, am Hals und an den Armen wurde geschädigt. Es war unfassbar schmerzhaft und ich musste im Krankenhaus versorgt werden. Dort lag ich für eine Woche unter Verbänden, den Geruch meines versengten Haares in der Nase.

 

Damals war ich das erste Mal verliebt und als der Junge mich am Krankenhausbett besuchen kam, mischte sich in das tiefsitzende Gefühl der Wut über die Fahrlässigkeit des Verursachers auch noch das Gefühl der Scham. Ein Gefühlscocktail, der auch heute noch, wenn auch in sehr abgeschwächter Form, sofort in mir emporsteigt, wenn ich versengte Haare rieche.

 

Mit Feuer im Allgemeinen tue ich mich bis heute eher schwer, obwohl ich dieses schreckliche Trauma tief bearbeitet habe. Feuer ist bis heute nicht mein Lieblingselement. Wasser schon eher. Kein Wunder, denn Wasser kann Feuer löschen.

Foto: Jeremy Bishop über Pexels
Foto: Jeremy Bishop über Pexels

Düfte bewusst in der Therapie einsetzen

Wenn ich mich heute bewusst an meine Fülle erinnern möchte, zünde ich mein Räucherstövchen an und lege getrocknete Wildrosen auf das Sieb. Ich kann mich so ganz bewusst in das Gefühl der unendlichen, reichen Fülle in meinem Leben hineinentspannen

 

Auch in Therapiesitzungen mit Klientinnen entzünde ich immer mal wieder gern die Wildrosen. Z. B., wenn ich weiß, das die Klientin in einem tiefen Mangel-Gefühl festhängt. Ich setze Impulse mit der Fülle der Wildrose, was die Frau dann darin unterstützen kann, ihre eigene Lebensfülle zu erkennen.

Foto: Dinah-Ann Lendzian
Foto: Dinah-Ann Lendzian

Duftempfinden kann sich durch innere Prozesse verändern

Ich räuchere seit Jahren fast täglich, da ich die Magie der Düfte für mich erkannt habe. Je nachdem, was ich brauche, wähle ich einen Räucherstoff aus.

 

Wenn ich spüre, dass ich zu sehr im Kopf bin und versuche, dort nach Lösungen zu finden, sie sich aber nicht zeigen wollen, wähle ich z. B. das Eichenmoos aus. Es hat einen wahnsinnig erdigen Duft und hilft mir, mich an meine Verwurzelung und meine Stabilität zu erinnern. Selbst, wenn ich im Kopf die Lösung nicht finde, sie ist bereits da. Ich verbinde mich über das Eichenmoos mit Mutter Erde, verwurzele mich über die kraftvollen Eichenwurzeln und gehe ins Vertrauen, dass ich die Lösung empfangen werde. Ich kuschele mich ins weiche Moos am Fuße der Eiche und gebe mich hin. Ruhe mich aus. Lasse geschehen.

 

Spüre ich eine dunkle Schwere in mir, greife ich gern zu lichtbringenden Pflanzenwesen, wie z. B. Johanniskraut, Minze, Lavendel, Gänseblümchen, Kamille, weißem Copal oder auch Königskerze. Ich probiere aus, was mir gut tut und meine Stimmung aufhellt. Das kann bei Dir anders sein. Forsche und finde heraus, welche Düfte Dir wann helfen. Ich habe inzwischen ein tiefes Vertrauen, das mein Kräuterschrank in Verbindung mit meiner Intuition mich führen wird.

 

Ist  tiefe Schoßraumarbeit dran, so unterstützen mich unter anderem Frauenmantel, Beifuß und Myrrhe.

 

Der weiße Salbei wirkt sehr stark reinigend. Er klärt die Atmosphäre und ich verwende ihn gern, um meine Praxis nach einer Sitzung mit schweren Themen auszuräuchern und energetisch zu reinigen. Auch Palo Santo, das heilige Holz,  kannst Du sehr gut verwenden, um Dich selbst reinigend abzuräuchern.

 

Je mehr ich mich dem Thema Räuchern und Düfte öffne, desto mehr Fülle kommt in mein Leben. Das ist magisch-weiblich und wunderschön!

Foto: Dinah-Ann Lendzian
Foto: Dinah-Ann Lendzian

Duft als Wegweiser für Trauma nutzen

Wenn Du einen Duft riechst, bei dem Du besonders in den Widerstand gehst, lohnt es sich, da tiefer hinzuschauen. Dufte können wundervolle Wegweiser für die tiefe Persönlichkeitsarbeit sein.

 

Als ich das erste Mal mit Eichenmoos in Kontakt kam, wurde mir richtig schlecht. Ich war richtig angeekelt von dem Geruch. Weil mir damals schon bewusst war, dass hinter den größten Widerständen die größte Freiheit liegt, nahm ich mir meine Trommel und begab mich unter Verräuchern des Eichenmooses auf eine tiefe, schamanische Reise.

 

Ich gab mich dem Ekelgefühl vollkommen hin und landete an einem sehr schmerzhaften Punkt in meinem Leben, der bisher noch keine Heilung erfahren hatte. Erst das Eichenmoos hatte mich dort hingeführt und ich konnte das schmerzhafte Thema für mich rund machen und in Heilung bringen. Das Ekelgefühl bei dem Verräuchern von Eichenmoos legte sich schlagartig.

 

Der Duft des Eichenmooses (so, wie ich ihn beim ersten Mal empfand) beschreibt das Grundgefühl meiner Kindheit und Jugend: Schwer.

 

Kein Wunder also, dass der Duft der Wildrosen, die ich gemeinsam mit meiner Oma mir ins Haar steckte, mich als Kind so sehr gefangen genommen hatte. Sie waren Lichtbringerinnen, die meinem Alltag zu Hause Leichtigkeit, Freiheit und Fröhlichkeit entgegensetzten.

 

Heute empfinde ich den Duft des Eichenmooses immer noch als schwer. Aber in einem anderen Sinne. Im Sinne von fest und stabil, schwer auf der Erde stehend. Verwurzelt sein. Verbunden fühlen. Dank des Duftes durfte sich hier etwas in mir wandeln und ich setze es heute ganz gezielt für mich ein.

Foto: Dinah-Ann Lendzian
Foto: Dinah-Ann Lendzian

Richtig räuchern

Beim Räuchern ist es wichtig, Dich mit den einzelnen Kräutern auseinanderzusetzen. Manche Kräuter wirken z. B. krampflösend oder sogar wehenfördernd. Je nachdem, in welcher Verfassung Du gerade bist, kann es hilfreich oder auch ungünstig sein, bestimmte Kräuter zu verwenden. Gerade in der Schwangerschaft und Stillzeit ist Vorsicht geboten.

 

Die Arbeit mit Heilkräutern braucht ein hohes Maß an Achtsamkeit. Du solltest Deine verwendeten Kräuter und deren Wirkung kennen. Wenn Du sie grundlegend kennst, kannst Du intuitiv auswählen, welches Kraut Dir gerade jetzt gut tut.

 

Für feinere Impulse verwende ein Räucherstövchen mit Sieb, auf das Du Deine Kräuter und Harze auflegen kannst. Wenn Du kräftigere Impulse setzen möchtest, räuchere gern auf Räucherkohle. Dort legst Du die Pflanzen direkt auf die Glut, was die Räucherung intensivieren kann. Bedenke dabei, dass die Räucherkohle auch einen starken Eigengeruch hat.

 

Auch hier gilt: Probiere Dich aus! Finde Deine Art des Räucherns. Es darf Spaß machen und leicht sein. Lasse Dich von den wunderschönen Geschenken der Natur verzaubern! Nutze sie. Mutter Erde quillt über vor Fülle.

Foto: Dinah-Ann Lendzian
Foto: Dinah-Ann Lendzian

Gibt es in Deinem Leben einen Geruch, der Dich in Schrecken versetzt oder den Du besonders gerne magst? Wenn Du auch gern einmal tiefer in Dein Duftthema eintauchen möchtest, kontaktiere mich gern. Ich stelle die richtigen Fragen, die Dich Deinen verborgenen Themen auf die Spur bringen. Lass uns gemeinsam sensible Traumaarbeit machen. Für ein freieres, leichteres Leben.

 

Ich freue mich auf Dich!

 

Herzlich

 

Dinah

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Kommentare: 1
  • #1

    Andrea Beerbaum (Sonntag, 08 September 2024 13:49)

    Liebe Dinah,

    ich danke dir von Herzen, dass du mit deinem wunderbaren und wertvollen Beitrag, Teil meiner diesjährigen Blogparade bist!

    Neben zauberhaften Düften wie Wildrose und Eichenmoos, hast du das Trigger-Potenzial angesprochen. Und genau das ist der Grund, warum ich mir so sehr einen achtsamen und auch ressourcenschonenden Umgang mit Düften, Räucherwerk und ätherischen Ölen wünsche.

    Herzliche Grüße

    Andrea