Die Klientin ist schon seit ein paar Sitzungen bei mir in Behandlung. Eine wunderschöne, scheinbar starke, junge Frau. Sie ist Mutter und studiert noch. Eine große Doppelbelastung. Sie wuppt sie. Meckert nicht. Bittet ungern um Hilfe. Sie steckt viel weg. Eine existentielle Krise liegt gerade hinter ihr. Aber sie schluckt das runter. Wird schon! Gute Klausuren schreiben, Sport treiben, gesund ernähren, Haushalt führen, liebevoll ums kleine Kind kümmern. Na klar - was sonst??? Selbst ist die Frau. Das scheint das Motto meiner Klientin zu sein. Bloß keine Schwäche zeigen.

Hinter der harten Schale blitzt im Verlauf der Therapie immer mal wieder ihr weicher Kern hervor. Meist in Form von feuchten Augen. Immer dann, wenn ich voll ins Spüren, voll in den Kontakt mit ihr gehe, steigen Tränen bei der Klientin auf. Ihr Gesicht rötet sich. Scham nimmt ihren Raum ein. Scham, gesehen zu werden. Scham, bedürftig zu wirken. Scham, die Seele zu zeigen. Scham, das Herz für Liebe zu öffnen.

Ich lade sie immer wieder ein, die Scham nicht zu bewerten. Sie darf einfach da sein. Spüre Deine Scham. Spüre, was unter der Scham liegt und darunter. Gehe tiefer rein. Atme. Das Schamgefühl wird milder, wenn sie ihm Raum gibt und hinein atmet. Scham will gesehen werden.

Sie ist "nur" ein Symptom. Ein Wegweiser. Ein Kompass. Hier sind wir richtig. Hier ist der Punkt. Hier sitzt der Schmerz. Hier liegen die Schattenthemen. Hier ist die Verletzung. Die Zurückweisung durch die Mutter, die Sprachlosigkeit des Vaters.

Ich bitte die Klientin, sich hinzulegen, decke sie liebevoll zu und lade sie ein, möglichst zu spüren, was in ihrem Körper geschieht, während ich energetisch mit ihr arbeite. Sie beklagte mehrfach, dass es ihr schwer falle, raus aus dem Kopf zu kommen. Dies ist nun die beste Gelegenheit, das zu üben.

Ich beginne an ihren Füßen und arbeite mich langsam durch ihr Energiesystem. Dies geschieht teilweise mit Berührungen und teilweise ohne Berührung. Ganz intuitiv. Ganz, ganz feinspürig mit ihr verbunden. Sie darf natürlich jederzeit äußern, wenn etwas unangenehm ist oder Bilder, Gefühle, Emotionen auftauchen.

Wir arbeiten mit dem, was JETZT ist. Ganz liebevoll verbinde ich mich mit ihr, während ich mich immer stärker mit meinem höheren Selbst, mit der universellen Kraft, mit dem Göttlichen, mit dem Lichtvollen verbinde (jede*r findet ihre eigenen Worte dafür). Ich bin nun eine Mittlerin zwischen meiner Klientin und dem Leben selbst.

Meine eigenen Emotionen, Gefühle und Erfahrungen sind wie ausgeschaltet. Meine Professionalität dennoch hellwach. Ein unendlich tiefes Gefühl der Liebe durchströmt mich und strömt durch meine Hände in den Körper der Klientin. Ich gebe ihr Liebe. Tiefste Liebe. Reinste Liebe. Göttliche Liebe. Sie strömt einfach von außen durch mich hindurch in die Klientin hinein. Ich bleibe. Ich bleibe. Ich bleibe und lasse diese tiefe Liebe strömen. Das größte Geschenk, das ich meiner Klientin jetzt gerade machen kann. Ich werde zum offenen Kanal. Ich will nichts festhalten. Ich will nichts erreichen. Ich werte nicht. Lasse einfach fließen und Liebe strömen.

Plötzlich wandelt sich etwas. Ich spüre eine große Wut und weiß, dass es nicht meine Wut ist. Es ist die Wut meiner Klientin, die sie nie zum Ausdruck bringen konnte. Alte, zähe, klebrige und explosive Wut. Ich frage sie, ob sie ihre Wut schon einmal wahrnehmen und benennen und hinausschreien konnte. Sie verneint dies. Welche Wut??? In mir braut sich etwas zusammen. Es steigt von meinen Händen (die immer noch an ihrem Kopf liegen) in meine Brust und formt sich in meinem Bauch zu einer regelrechten Feuerwalze.  Ich frage die Klientin, ob es in Ordnung wäre, wenn ich für sie die Wut rauslassen würde. Sie stimmt zu.

Was nun folgt ist ein schmerzvoller, wütender Ur-Schrei, der sich machtvoll entlädt und den Behandlungsraum zum erbeben bringt. Es entlädt sich viel - sehr viel Wut! Bei der Klientin brechen nun alle Dämme. Die Tränen fließen und fließen.

Es wird still. Ich bleibe in der Liebe. In der Verbundenheit - mit den Händen am Kopf der Klientin. Es formt sich eine Bitte. Ich spüre, dass das nicht nur die Wut der Klientin selbst war, die sich dort durch mich Bahn gebrochen hat. Ich spüre, dass es auch sehr viel ur-ur-ur-alte Wut war. Aus der Familie. Aus den vorigen Generationen. Ich frage die Klientin, ob ich einem Impuls folgen und mit ihren Ahn*innen sprechen darf. Sie stimmt abermals zu. "Liebe Ahnen, Eure Wut ist nicht XYs Wut! Bitte nehmt Eure Wut heute zu Euch zurück! Und Euer Schweigen ist nicht XYs Schweigen! Bitte nehmt heute Euer Schweigegelübde zu Euch zurück!". Gemeinsam entlassen wir alle Gefühle und Gelübde, die nicht zu meiner Klientin gehören an ihre Ahn*innen. Eine große Erleichterung stellt sich ein. Aufatmen.

Anschließend räuchere ich die Klientin ab, reinige mich und den gesamten Raum energetisch, öffne die Türen und Fenster weit, so dass die alten Energien abfließen können.

Zum Schluss reflektieren wir das Geschehene. Integration ist ein ganz wichtiger Bestandteil der energetischen Arbeit. Denn der Verstand möchte auch mitgenommen werden. Das, was in der Energiearbeit geschieht, kann der Verstand nur schwer nachvollziehen. Dafür ist er zu klein, zu begrenzt. Insofern gehört die Mitnahme des Verstandes für mich immer mit dazu. Es geht mir schließlich darum, Deine Körper-Seele-Geist-Einheit wieder herzustellen. Und der Geist, der Verstand will eben auf seiner ganz eigenen Ebene verstehen, was dort mit Körper und Seele gerade geschehen ist.

Du wünschst Dir auch, endlich gesehen zu werden? Dann vereinbare gern einen Termin für ein Erstgespräch hier.

Ich freue mich auf Dich!

Herzlich

Dinah