Heute schreibe ich über eine ziemlich unverschämte Erfahrung, die ich vor einiger Zeit machte. Es begab sich auf einem Seminar für Frauen. Ich war an einem absolut schönen Ort, hatte eine tadellose Seminarleiterin, sehr gutes Essen und auch sonst fehlte es mir dort an nichts. Der krönende Höhepunkt des Seminarwochenendes war ein Ritual, in dem es darum ging, dass man noch einmal die wichtigsten Stationen seines Lebens erlebt und in der jeweiligen Situation die Nachnährung, Versöhnung, Heilung, Unterstützung bekommt, die man damals zu dem Zeitpunkt gebraucht hätte. Es ging, um nur einige Beispielstationen zu nennen, von der Geburt über das erste Verliebtsein, das erst mal ausgehen und tanzen, Stress mit der besten Freundin, Begegnung mit der Schwiegermutter usw.
An der Station „Begegnung mit meiner weisen, alten Frau“ begab sich dann also die unverschämte Erfahrung. Wie so viele Frauen kämpfe ich mal mehr, mal weniger gegen überflüssige Pfunde, die sich
hartnäckig über meinen gesamten Körper verteilen. An der besagten Station angekommen, durfte ich EINE Frage stellen, die mir zu dem Zeitpunkt unter den Nägeln brannte. Die Frau, die mir an der
Station gegenübersaß, war eine beispiellose, gertenschlanke Schönheit und so kam mir die eine, zugegebenermaßen nicht besonders
tiefgründige, Frage in den Sinn: „Wie schaffe ich es, endlich abzunehmen?“
Die Antwort darauf war so empörend, dass ich den Rest des Abends Schwierigkeiten hatte, dieser Frau freundlich in die Augen zu schauen. Sie sagte weise lächelnd: „MACH ES EINFACH!“ Peng! Das saß. Ich ärgerte mich, meine EINE wertvolle Frage an meine weise, alte Frau so verschwendet zu haben. Alle anderen Frauen erzählten mit glänzenden Augen in der Feedbackrunde, welch tolle Antworten sie auf ihre Fragen erhalten hätten und ich? Ich war stinksauer.
Einige Zeit später, das lehrreiche Wochenende war schon fast wieder in Vergessenheit geraten in dem ganzen Alltagsstress, dämmerte mir langsam, dass meine weise, alte Frau mir die einzig richtige Antwort gegeben hatte. Und zwar nicht nur auf die Frage, wie ich es schaffen könnte, abzunehmen, sondern auf alle Fragen, die sich um Veränderung drehen. Wenn ich etwas verändern möchte, muss ich es einfach machen. Ich muss in Bewegung kommen. Raus aus der Komfortzone. Raus aus den Zweifeln. Raus aus dem Hamsterrad. Raus aus alten, zu engen Hosen.
Danke, Maria (ja – richtig gelesen – meine weise, alte Frau hat zu allem Überfluss auch noch diesen wunderschönen, verdammt unschuldigen Namen!), für diese Erkenntnis! Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, werde ich Dir wieder voller Freude und Dankbarkeit direkt in die Augen schauen können.
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P.S.: Ich esse jetzt einfach mal ein Stück Kuchen - man muss ja nicht immer außerhalb seiner Komfortzone leben!

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